>>159837>Von ML abgesehen bringt auch z.B. Blender mit jeder neuen Version einen Haufen neuer Features.
Es ist auffällig, dass alle
brauchbaren Offen-Soße-Endanwendungen wie Blender und meinetwegen LibreOffice mal als kommerzielle Software ihr Leben begonnen haben und dann erst offensoßt wurden, als die Firma pleite ging.
Von Amateueren begonnene Endanwendersoftware wie Gimp oder Inkscape war hingegen schon immer beschissen und wird es auch immer bleiben. Sowas vernünftig zu entwickeln ist nämlich Arbeit und dafür will man entlohnt werden, was auch nur fair ist. Für Offene-Soße-Entwickler ist Programmieren aber einfach nur ein Hobby so wie für andere Leute Radfahren. Es geht um die Aktivität, es soll Spaß machen, und das Ergebnis ist nebensächlich. Kein Profi, also jemand, der damit Geld verdient, würde jemals sowas einsetzen.
Währenddessen ist Blender gerade dabei, die Alteingesessenen wie Maya zu verdrängen. Das liegt aber auch daran, dass die Blender-Leute nicht dumm sind (soweit ich weiß ist der Kopf der Gruppe immer noch derselbe, der damals das Projekt geleitet hat, bevor es Offene-Soße wurde. Der hat alle Phasen miterlebt und mitgesteuert), und ein Geschäftsmodell für Blender gefunden haben, sodass sie Entwickler
bezahlen können, um an Blender zu arbeiten, zum Teil über Consulting (das gefällt auch den Schlipsen, denn die Weichware ist ja schon zu 99% fertig und es müssen nur ein paar Kleinigkeiten angepasst werden, das ist natürlich viel günstiger, als von Grund auf neu zu entwickeln. Lizenz ist da meist auch kein Problem, da in-house, außerdem keine Ahnung, ob die für Plugins überhaupt gilt, vieles sind nämlich maßgeschneiderte Plugins). Somit sind die Entwickler dann auch gezwungen, auf die Anforderungen der Kunden zu hören. Du und ich, die wir Blender einfach so runterladen, wir sind nicht die Kunden. Für uns fällt das nur netterweise als Bonus ab. Es ist eigentlich eine Win/Win/Win-Situation für alle.
Währenddessen gibt es bei Gimp immer noch ethische Diskussionen darüber, ob man eine kostenpflichtige Version von Gimp im MS Store anbieten sollte oder nicht (derzeit ist der voll mit Fakes, die teilweise Schadfunktionalität enthalten oder veraltet sind, und natürlich kommt kein Cent des Erlöses dem Projekt zugute). Soweit ich weiß ist die Entscheidung immer noch "Nein". Es gab dann Diskussionen, ob man vielleicht MS anbetteln könnte, für Gimp eine Außnahme zu machen, damit die 100 NG Gebühr, um im Store gelistet zu sein, nicht fällig wird, dann könnte man Gimp kostenlos anbieten. Wohlgemerkt sagen sie selber, dass es kein Problem wäre, die 100 NG aufzutreiben, aber man will es nicht aus politischen Gründen.
Auch interessant: Blenders GUI basierte schon immer auf einem IMGUI-Ansatz. Zugegeben, früher war die auch richtig beschissen und unintuitiv, was man teilweise aber damit entschuldigen kann, dass es ursprünglich für ganz andere Computer geschrieben wurden als wir heute benutzen und es damals einfach noch keine GUI-Konventionen gab, bzw. jeder hat seine eigene Suppe gekocht. Außerdem war es ein In-House-Tool - da ist die GUI meistens scheiße. Die Mitarbeiter müssen die ja trotzdem benutzen, ob es ihnen passt oder nicht.
Wenn man sich ansieht, wie die Blender-GUI sich in den letzten Jahren komplett gewandelt hat, sodass sie kaum noch wiederzuerkennen ist, und man bei Tutorials darauf achten muss, aus welchem Jahr sie stammen, zeigt schon, wie mächtig dieser Ansatz ist. Mach solche radikalen Veränderungen mal mit einem klassischen, objektorienterten Toolkit wie GTK oder Qt. Viel Spaß. Wie lange hat der Gimp-Port von GTK2 auf GTK3 noch mal gedauert? Ich weiß es selbst nicht mehr genau und finde auf die Schnelle keine Antwort außer "über 10 Jahre", was ich selbst auch wusste. Und dabei wurde keine oder kaum Funktionalität geändert. Es sieht immer noch aus wie vorher und verhält sich so, es war bloß ein Versionsupdate. Noch trauriger, wenn man bedenkt, dass GTK ursprünglich spezifisch für Gimp geschrieben wurde.