>>158906Nicht dein referenzierter Felix, aber:
Nun vergleich das mal mit dem, was außerhalb des Wissenschaftsbetriebs angeboten wird: Direkt in der Stellenanzeige steht bereits 100 % remote, nichts mit komischen "Verhandlungen" (wofür hält sich der Gestern-noch-Student, nur weil er eine Masterarbeit rausgefurzt hat?) oder quid pro quo (ab dem 3. Paper haste mehr Freiheit). Verhandlungen sind extrem mit Status-Gehabe und feinfühliger Menschenkenntnis verbunden, damit Sozialkrebs und damit im Grunde raus. Soll Felix jetzt bei jeder Bewerbung die wichtigste Sache des Dschobbs immer erst rausverhandeln? In der freien Wirtschaft ist remote-only schon Realität, im Wissenschaftsbetrieb höchstens ein "vielleicht" (in der Realität dann "nein").
>Und wie immer gilt, dass du dir zusätzliche Dinge rausnehmen kannst, wenn du gut bist in dem was du tust
Gerade das galt Felixens Erfahrung nach nicht, einer der besten Leute, die Felix kannte, hatte ein Stipendium von einem externen Dritten (damit keine vertragliche Grundlage für Lehrverpflichtungen), und dieser Doktorand wurde dann trotzdem zur Lehre gezwungen, nach dem Motto: "Das müssen hier generell alle so machen.", also nichts mit Ausnahmen, die Uni zeigte sich da als der große Gleichmacher. Als er sich zur Lehre weigerte, wurde er "abgesägt" (=kam in einem befreundeten Industriebetrieb von einem bereits fertigen Doktoranden unter) und konnte dann 4 Jahre später doch noch seine Dissertation einreichen, mit Grummeln und schlechter Stimmung.
Wenn man sich mit "Verhandlungen" rausreden möchte, schaue man mal auf den Median. "Sich Dinge rauszunehmen" heißt eher, dass man selbst seine Gewichtungen bei Themen setzen kann und weniger fremdbestimmt ist und nicht immer irgendein Post-Doc hinter einem hovert. Bereits beim Thema Krankmeldungen gibt es kaum Freiheiten (die Sekretärin rannte jedem hinterher). Umgekehrt wurde die Kernarbeitszeit von 10:00-14:00 Uhr eingeführt, die für alle galt (alle müssen da anwesend sein). Und bedenke, dass man mit "Verhandlungen" in der freien Wirtschaft sich genauso die Hypothese aus dem Arsch ziehen könnte, dass man sich direkt beim Einstiegsdschobb zum CEO hochverhandeln könnte. Das ist dann ähnlich realistisch. Felix hat viele gute und sehr gute Doktoranden gesehen, kein einziger hat sich remote-only auch nur im Ansatz rausnehmen können.
Vor Lehre konnte sich keiner retten, und das heißt eben auch, dass sich vor Anwesenheit keiner retten konnte. Und nun vergleiche erneut mit der freien Wirtschaft, wo man 2-3 Mal pro Woche den Kot eincheckt, ein paar Pföstchen ins Gitlab und die Slack-Kopie stellt und an 1-2 Videokonferenzen ohne Video teilnimmt.
Klingt wie ein enormer Cope.
Da muss man auch mal umgekehrt sagen: Wenn die Uni/Arbeitsgruppe das tatsächlich anbieten würde, würde sie dann nicht "100 % remote" auch in die Stellenbeschreibung schreiben? Schließlich haben sie einen Anreiz, sich so gut wie möglich darzustellen.
Die Frage ist auch, wie das weitergehen soll, wenn man tatsächlich im Wissenschaftsbetrieb bleiben will (böses Wort: "Karriere" machen will). Wie stehen da die Chancen mit remote-only, wenn man die anderen Doktoranden betreuen soll und das Lehrdeputat erfüllen muss? Der Wissenschaftsbetrieb ist nicht darauf ausgerichtet.